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20.07.2021

Austria Power Grid (APG): Klimawandel zeigt ,,Heisse Zähne''

Heimischer Stromverbrauch befindet sich Ende Juni um vier Prozent über dem Vergleichsniveau aus 2017-2019. Grund ist die langanhaltende Hitzephase in Teilen Österreichs im Juni.

Der heurige Juni war sehr heiß, vor allem in der zweiten Monatshälfte gab es die erste Hitzewelle des Jahres. Das sorgte für einen Anstieg des österreichischen Stromverbrauchs. Ende Juni befand sich die Stromlast mit 1.194 Gigawattstunden (GWh) um vier Prozent über dem durchschnittlichen Vergleichsniveau aus den Jahren 2017-2019. „Wenn es sehr heiß ist, werden vermehrt Klimaanlagen eingeschalten, ähnlich wie beim Heizbedarf in den kalten Monaten, sorgt das in den Sommermonaten für einen Anstieg des Stromverbrauchs“, sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. Zusätzlich kam es zu weiteren bzw. längeren Öffnungen in der Gastronomie sowie den Nachtlokalen, was ebenfalls zum Anstieg des Stromverbrauchs beiträgt.

Im europäischen Ländervergleich erkennt man jedoch Unterschiede. Österreich ist mit plus vier Prozent relativ weit über dem Vergleichswert. Im Gegensatz dazu befindet sich Spanien mit minus vier Prozent und Frankreich mit minus sechs Prozent weit unter dem Durchschnittswert aus 2017-2019.

Laufwasserkraft kommt in Schwung

Die Stromerzeugung durch Erneuerbare war im Juni sehr gut. Fast der gesamte Juni konnte bilanziell zu 100 Prozent durch nachhaltigen Strom gedeckt werden. Den stärksten und wesentlichsten Anteil daran hatte die Laufwasserkraft. Die allgemein gute Stromproduktion führte auch dazu, dass Österreich im Juni vermehrt Strom exportieren konnte. Der Höchstwert lag dabei am 13. Juni bei 47 GWh.

Stromimport und -export zum Ausgleich von Überschüssen oder Engpässen ist aber nicht nur über Landesgrenzen hinweg von hoher Bedeutung. Auch innerhalb Österreichs findet ein reger Austausch zwischen den einzelnen Bundesländern und dem österreichweiten Stromnetz der APG statt. Wie wichtig das überregionale Stromnetz ist, sieht man im Juni z.B. am Bundesland Oberösterreich, durch die gute Laufwasserkraft wurde der im gesamten Bundesland überschüssige Strom in das überregionale APG-Netz eingespeist und somit österreichweit verteilt und nutzbar gemacht. Betrachtet man das Burgenland, so sieht man im Vergleich zu den Vormonaten (April 158 GWh, Mai 163 GWh), dass im Juni mit 55 GWh deutlich weniger Strom aus dem Bundesland ins APG-Netz eingespeist werden konnte. Das ist auf die geringe Windproduktion im Juni zurückzuführen. Trotzdem ist das Burgenland beständiger Stromexporteur innerhalb Österreichs. 

Strompreis nach kurzer Stabilisierung erneut im Anstieg

Nachdem man vergangenes Monat geglaubt hat eine leichte Stabilisierung des Strompreises zu erkennen, sind die Preise erneut gestiegen. „Die Brennstoffpreise wie Kohle und Gas, aber vor allem die aktuellen CO2 Preise sind deutlich teurer geworden. Im Vergleich des monatlichen Spotpreises zum Juni des Vorjahres bedeutet das eine Preissteigerung von 180 Prozent“, hebt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG als Grund für den erheblichen Anstieg hervor. In der wöchentlichen Betrachtung der Strompreisentwicklung ist der Sprung sogar noch höher. Der Preis lag in der letzten Juniwoche des Vorjahres bei rund 30 Euro pro Megawattstunde, heuer sind es rund 90 Euro pro Megawattstunde.

Redispatch-Maßnahmen und EAG-Beschluss erfordern sofortiges Handeln

Mit dem EAG-Beschluss ist der Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten in der Höhe von 27 Terawattstunden (TWh) vorgesehen. Das heißt eine Verdopplung der aktuell in Österreich installierten Kraftwerksleistung bis 2030. Diese erzeugte Strommenge erfordert jedoch ein starkes Stromnetz, ohne das sie sonst nicht verteilt und flächendeckend nutzbar gemacht werden kann. „Bereits jetzt müssen wir fast täglich in das Stromsystem eingreifen, um Leitungsüberlastungen ausgleichen zu können. Für die sichere Stromversorgung in einer nachhaltigen Energiewelt sowie ein kundenzentriertes und hochqualitatives Gesamtsystem braucht es über das EAG hinausgehende Maßnahmen. Themenfelder wie die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren bei energiewirtschaftlichen Anlagen, der fehlende Schutz von Planungs- bzw. Bestandstrassen im Strombereich, fehlende energiewirtschaftliche Raumplanung, digitale Plattformtechnologien oder aber der Bedarf einer umfassenden Speicher- bzw. Wasserstoffstrategie müssen jetzt zügig auf den Weg gebracht werden“, macht Christiner deutlich.

Die aktuellen und notwendigen Eingriffe zur Stabilisierung des Stromsystems haben auch Auswirkungen auf die Stromkunden. Redispatch-Maßnahmen haben alleine heuer bereits Kosten in der Höhe von rund 50 Millionen Euro verursacht. Um die jetzigen und auch zukünftigen Anforderungen an das Stromsystem zu meistern, muss unmittelbar gehandelt werden. „Wenn bis 2030 der gesamte Strombedarf aus erneuerbaren Energien gedeckt werden soll, erfordert dies einen zeitgerechten und somit beschleunigten Ausbau der Strominfrastruktur. Zeitverzögerungen bei großen Anlagengenehmigungen, wie zum Beispiel der Salzburgleitung in der Vergangenheit, wären somit Vollbremsungen für die ambitionierten Ziele Österreichs und würden darüber hinaus weitere Kosten für den Stromkunden verursachen und die sichere Stromversorgung in der Transformation gefährden. Wir stehen vor dem größten Investitionsbedarf in der Geschichte der Energiewirtschaft. Alleine unser Investitionsplan VOR dem EAG sieht für 2021 Investitionen von rund 357 Millionen Euro, bis 2030 rund 3,1 Milliarden Euro vor, um die Energiewende und die Elektrifizierung von Wirtschaft und Industrie zu ermöglichen. Das sind schon jetzt Rekordsummen, die auf Basis des EAG´s neu geplant werden müssen.“, stellt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG klar.

APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter https://www.apg.at/infografiken regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromverbrauch Europa, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.

Pressekontakt

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Christoph Schuh

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