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27.10.2021

Austrian Power Grid (APG): Österreich im September wieder Importland beim Strom - nach deutlichem Export-Saldo im Sommer

Nur mehr knapp 75 % Grünstromquote aufgrund schlechter Wasserführung – Erneut leichter Anstieg beim Verbrauch 

„Österreich war im September stark von Stromimporten abhängig,“ konstatiert Thomas Karall, kaufmännischer Vorstandsdirektor beim Stromnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG). „Noch im Sommer bescherte uns die ausgesprochen gute Wasserführung hierzulande beinahe 100 Prozent Strom aus klimafreundlichen Energiequellen sowie einen deutlichen Exportüberschuss. Im September lag die Importquote hingegen bei rund 26 Prozent,“ sagt Karall. 

System der österreichischen Stromversorgung ist hoch volatil 

Die Lage hat sich also innerhalb kürzester Zeit deutlich geändert: Im September lieferten die Laufwasserkraftwerke hierzulande nur mehr 2.146 Gigawattstunden (GWh) an nachhaltigem Strom (im August waren es 3.223 GWh). Weiterhin auf eher niedrigem Niveau befand sich auch die Erzeugung aus Windkraft mit 370 GWh. „Der rasche Umschwung von sehr guter hin zu schlechter Wasserführung zeigt, wie hoch volatil das österreichische System der Stromversorgung ist: Anfang September wurde Österreich buchstäblich von einem Tag auf den anderen zum Importland. Eine derartige Umkehr der Stromflüsse erfordert ein leistungsfähiges Stromnetz. Nur so können wir die aus dem Ausland kommenden, hierzulande dringend benötigten Importe managen und das Land jederzeit sicher mit Strom versorgen,“ erläutert Karall die Rolle der grenzüberschreitenden Stromleitungen. 

Auch national betrachtet ist das APG-Netz während der aktuellen Lage das Rückgrat der österreichischen Stromversorgung und ermöglicht einen regen Energieaustausch: Aufgrund des Rückgangs der Laufwassererzeugung deckten im September auch die Bundesländer ihren Strombedarf vermehrt über das APG-Netz. So stieg die gesamte Entnahme aller Bundesländer von August auf September um 633 GWh (+61 %), umgekehrt ging die gesamte Einspeisung um 763 GWh (-54 %) zurück. 

Erneut leichter Verbrauchsanstieg 

Gerhard Christiner, APG-Technikvorstand: „Beim Stromverbrauch registrieren wir anhand der aktuellen Daten für September eine leichte Steigerung von durchschnittlich rund zwei Prozent auf 5.017 GWh.“ Als Referenz dient jeweils der Vergleichszeitraum 2017-2019, bevor sich Lockdowns während der Corona-Pandemie auf den heimischen Stromverbrauch auswirkten. 

„Zurückzuführen ist der leichte Verbrauchsanstieg auf die zunehmende Nutzung von Strom in vielen Bereichen des täglichen Lebens – denken wir an E-Autos, E-Scooter, strombetriebene Wärmepumpen oder Klimaanlagen sowie die Nutzung digitaler Dienste vom Streaming bis zur Bezahlung. Auch die zunehmende schrittweise Elektrifizierung von Wirtschaft und Industrie, wo künftig vermehrt Strom anstelle fossiler Brennstoffe zum Einsatz kommt, tragen zu dieser Entwicklung bei,“ sagt Christiner in Hinblick auf eine elektrische Energiezukunft. 

Keine Energiewende ohne starkes Stromnetz 

Die Ziele der Stromzukunft sind ambitioniert. Bis 2030 soll der gesamte Stromverbrauch Österreichs bilanziell durch nachhaltigen Strom gedeckt werden. Um das zu schaffen braucht es hierzulande einen enormen Ökostrom-Ausbau von 27 TWh. Davon sollen 11 TWh (11.000 MW Leistung) auf Photovoltaik (PV) entfallen, 10 TWh (5.000 MW Leistung) auf Windkraft, 5 TWh (1.250 MW Leistung) auf Wasserkraft und 1 TWh (200 MW Leistung) auf feste Biomasse. Den Grundstein für den Ausbau der Erneuerbaren legt das in Kraft getretene Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), doch braucht es nicht nur die Erneuerbaren, sondern auch eine dementsprechend starke Netzinfrastruktur. „Die beste Erzeugung durch Erneuerbare nützt uns nichts, wenn die zur Verteilung des Stroms notwendige Infrastruktur zu schwach oder nicht vorhanden ist. Ohne ein sicheres und starkes Stromnetz werden wir die für die Energiewende notwendigen Ziele nicht erreichen und unsere hohe Qualität an Versorgungssicherheit mittel- bis langfristig gefährden“, stellt Christiner klar. 

165 Eingriffe für stabiles Stromnetz 

Um die Anforderungen der Zukunft, das Gelingen der Energiewende sowie die Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft zu ermöglichen, investiert APG allein 2021 rund 357 Millionen Euro in das heimische Stromsystem. In den kommenden zehn Jahren werden insgesamt rund 3,5 Milliarden Euro investiert. Doch bereits jetzt führen fehlende Netzkapazitäten zu Engpässen auf den Leitungen und erfordern nahezu täglich den Einsatz von Notfallmaßnahmen, dem so genannten Redispatch (RD). Dabei wird hohen Leitungsbelastungen mittels gezieltem Einsatz von thermischen und hydraulischen Kraftwerken entgegengesteuert. „Mit Stand September waren derartige Eingriffe heuer bereits an 165 Tagen notwendig. Das verursacht Kosten, die letztendlich der Stromkunde bezahlen muss. Zu Monatsende lagen die durch RD-Maßnahmen ausgelösten Ausgaben bei rund 85 Millionen Euro. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den RD-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität“, betont auch Karall. 

APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter?https://www.apg.at/infografiken?regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromverbrauch Europa, Import/Export, Strompreis u.v.a.m. 

Pressekontakt

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Christoph Schuh

Wagramer Straße 19 (IZD-Tower)
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