Allgemein
Preistreiber Redispatch
Wieso senkt der Netzausbau die Stromkosten?
Stromleitungen könnten aus verschiedenen Gründen kurzfristig überlastet werden. In einer solchen Situation greift APG ein und erteilt eine Anweisung an Kraftwerksbetreiber, den geplanten Kraftwerkseinsatz zu verändern (z.B. die Leistung hochzufahren/zu senken), um Netzengpässe zu vermeiden. Dieser Eingriff nennt sich „Redispatch“.
Den geplanten Kraftwerkseinsatz haben die Kraftwerksbetreiber im Rahmen des marktbasierten Dispatch (der „Kraftwerkseinsatzplanung“) an die APG gemeldet. Basierend auf den Fahrplänen der Kraftwerksbetreiber und weiterer relevanter Daten wie v.a. dem prognostizierten Verbrauch wird durch die APG eine Netzbelastungsberechnung durchgeführt. Dadurch wird ersichtlich, welche Teile des Stromnetzes am nächsten Tag durch den gemeldeten Dispatch wie stark beansprucht werden und wo es zu Engpässen im Netz kommen könnte. Droht an einer bestimmten Stelle im Netz ein Engpass, so werden Kraftwerke diesseits des Engpasses angewiesen, ihre Einspeisung zu drosseln, während Anlagen jenseits des Engpasses ihre Einspeiseleistung erhöhen müssen. Auf diese Weise wird ein ausgleichender Stromfluss erzeugt und ein Engpass vermieden.
Aufgrund des Redispatch erhöhen oder senken Kraftwerksbetreiber also die Stromerzeugung einzelner Kraftwerke, wodurch die örtliche Verteilung der Erzeugung verändert wird, die Gesamtmenge der Stromeinspeisung jedoch gleich bleibt.
Der dynamische Ausbau an erneuerbaren Energieträgern und die daraus resultierenden weiträumigen Stromflüsse verursachen zunehmend Engpässe im Übertragungsnetz der APG. Im Jahr 2017 musste die APG an mehr als 300 Tagen Redispatch Maßnahmen durchführen, um das Stromnetz stabil zu halten. Die Kosten dafür tragen alle Stromkonsumenten. Der Ausbau des Stromnetzes muss daher im gleichen Maß Priorität haben, wie der Ausbau der erneuerbaren Energieträger. Nur dann können die Kosten für notwendige Stabilisierungsmaßnahmen, wie den Redispatch, gesenkt werden.
Infografik
Redispatch-Kosten und die Energiewende
Lagen die Redispatch-Kosten 2012 noch bei 1,1 Millionen Euro, stiegen sie 2016 auf 158 Millionen Euro (APG-Anteil rd. 29 Mio.); 2017 kam es mit 319 Millionen Euro (APG-Anteil rd. 92 Mio.) zu einer Verdoppelung. Ohne starke Leitungen werden diese Kosten weiter ansteigen, und sie werden von der Wirtschaft und von den Konsumenten getragen werden müssen.
Weiterführende Web-Links
Auswirkungen des Netzausbaus auf die Stromkosten am Beispiel Deutschlands, welt.de, 6. August 2018: „Noteingriffe ins Stromnetz gesunken“
Informationen zur Zusammensetzung des Strompreises auf der Webseite der E-Control, der österreichischen Regulierungsbehörde für die leitungsgebundenen Energien Elektrizität und Erdgas